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Schwarzmessung neu gedacht

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Aus der Kooperation von Orion Engineered Carbons, einem der weltweit führenden Anbieter von Carbon Black Pigmenten und BYK-Gardner, führender Anbieter von Prüf- und Messinstrumenten zur Beurteilung von Farbe, Glanz und Erscheinungsbild resultiert eine wegweisende Neuentwicklung zur Messung tiefschwarzer Lacke und Beschichtungen.

Einleitung

Ob bei Automobilen, bei der Inneneinrichtung oder Gegenständen des täglichen Bedarfes, längst ist Schwarz nicht mehr wegzudenken und auch aktuelle Berichte verschiedener Automobillackhersteller bestätigen diesen Trend [1]. Damit kommt dem zuverlässigen und reproduzierbaren Messen von schwarzen Farbtönen eine immer größere Bedeutung zu. Natürlich beschäftigt sich Orion Engineered Carbons als Hersteller von Specialty Carbon Black Pigmenten schon seit Jahrzehnten mit der Charakterisierung von schwarzen Lacken und den hieraus resultierenden besonderen Anforderungen an die Messtechnik.

Schwarzzahlen zur objektiven Beurteilung der Schwarztiefe

Hierzu wurden bereits vor vielen Jahren spezielle Farbindizes für die Schwarzmessung von Orion, ehemals Degussa, entwickelt [2], die mittlerweile auch in die Normung eingeflossen sind.

So lassen sich die koloristischen Eigenschaften eines schwarzen Lacksystems nach DIN EN ISO 18314-3 durch die farbtonunabhängige Schwarzzahl MY (Blackness), den absoluten Farbtonbeitrag dM (Unterton) sowie die farbtonabhängige Schwarzzahl MC beschreiben.

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Die farbtonunabhängige Schwarzzahl MY ist ein Maß für die Schwarztiefe (Gleichung 1). Die farbtonabhängige Schwarzzahl MC (Gleichung 3) berücksichtigt den absoluten Farbtonbeitrag dM (Gleichung 2). Dieser kann als blauer oder brauner Farbstich wahrgenommen werden. Der berechnete Wert des Untertons dM ist für blaustichige Schwarztöne positiv (dM > 0) und für braunstichige negativ (dM < 0). Dabei sind X, Y, Z die CIE-Normfarbwerte der gemessenen Probe und Xn, Yn und Zn die der idealmattweißen Fläche (Xn = 94,811, Yn = 100,000, Zn = 107,304, bei D65/10°-Bedingungen).

Neben der Verwendung spezieller Indizes zur Beschreibung der Koloristik schwarzer Lacke werden auch besondere Anforderungen an die Qualität und Bauart von Spektralphotometern gelegt, die zur Messung schwarzer Farbtöne geeignet sind. So ist lt. DIN 5033-10: 2022-03 ein Messgerät der 45°c:0° Mess-Geometrie zu bevorzugen, da diese Geometrie am besten mit dem visuellen Eindruck korreliert. Auch kommt der Kalibration des Gerätes eine besondere Rolle zu, da die resultierende Reflexion bei schwarzen Proben nur sehr gering ist.

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Anforderungen an die instrumentelle Farbmessung bei tiefschwarzen Farbtönen

Bei der Qualitätskontrolle von Carbon Black Pigmenten ist die Koloristik des fertigen Lacksystems der entscheidende Parameter. Nur wenn diese reproduzierbar und sicher gemessen werden kann, ist eine korrekte Aussage über die Produktqualität möglich. Insbesondere bei sehr farbtiefen schwarzen Lacken liegt die Reflexion bei < 0,5%. Die entsprechenden XYZ Normfarbwerte liegen ebenfalls bei < 0,5.

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Wie am Beispiel in Tabelle 1 zu erkennen ist, haben kleine Schwankungen des Y-Normfarbwertes für wenig farbtiefe Proben nur geringe Auswirkungen auf den resultierenden MY Wert. Dies ändert sich jedoch bei farbtiefen Proben, da dort der Unterschied auf Grund der logarithmischen Abhängigkeit der Schwarzzahl MY vom Y-Normfarbwert, wesentlich größer ist (vergl. Abbildung 1). Daraus resultiert für die Messung des Y-Normfarbwerts eine sehr hohe Anforderung an die Wiederholbarkeit der Messung von ≤ ± 0,0005. Für die Vergleichbarkeit mehrerer Messgeräte untereinander ist eine Abweichung des Y-Normfarbwertes von ≤ ± 0,003 erforderlich.

Die Anforderung des Marktes an immer schwärzere Lacksysteme führte bei Orion zur Entwicklung von neuen, optimierten Pigmenten. Zur Messung dieser tiefschwarzen Lacksysteme werden bei Orion Farbmessgeräte der 45°c:0° Geometrie eingesetzt. Diese erfüllen weiterhin die Anforderungen an die Messtechnik. Jedoch werden sie noch mit herkömmlichen Lichtquellen betrieben. Dies erfordert einen häufigen Lampenwechsel, damit die Lichtintensität möglichst konstant blieb. Die Verwendung der LED-Technologie dagegen liefert langzeitstabile Lichtintensität. Ziel war es nun, diese neue LED-Technologie mit der hohen Anforderung an die Messgenauigkeit im Bereich der Schwarzmessung zu kombinieren. Trotz intensiver Suche konnte kein bisher auf dem Markt erhältliches Messgerät diesen Ansprüchen genügen. BYK-Gardner, führender Anbieter von Prüf- und Messinstrumenten zur Beurteilung von Farbe, Glanz und Erscheinungsbild, hat sich der Herausforderung gestellt, in Zusammenarbeit mit Orion ein Gerät spezifisch für die Messung von tiefstem Schwarz zu entwickeln.

Hierzu wurden als Prüfmittel verschiedene Orion Pigmente in einem lösemittelhaltigen Lacksystem angerieben und anschließend auf 68x68x1mm große Glasplatten lackiert und BYK-Gardner zur Verfügung gestellt. Bei den Glasplatten handelt es sich um spezielles 1 mm dünnes Mikroskopie-Glas ohne Eigenfarbe. So ergaben sich 6 verschiedene Testplatten (Test 1 - Test 6), die den gesamten „Schwarzraum“ abdecken (niedrigere Schwarztiefe/hohe Schwarztiefe sowie bläulich/bräunlicher Unterton). Das Probenmaterial wurde ebenfalls visuell in einer Lichtkabine unter D65 sowie Streiflicht abgemustert.

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Neue Messtechnologie von BYK Instruments überwindet die Grenzen der Farbmessung

Seit Jahrzehnten werden im Hause BYK Instruments zur Farbmessung LEDs als Lichtquelle verwendet, die aufgrund spezieller Produktionsverfahren von einem einfachem Leuchtmittel in Hochleistungs-LEDs verwandelt werden und so eine außergewöhnliche Kurzzeit- als auch Langzeitstabilität garantieren. Die damit verbundene homogene Ausleuchtung des Messflecks und eine für jedes Gerät spezifische Temperaturkontrolle der elektronischen Bauteile gewährleisten höchst reproduzierbare Ergebnisse. Mit einer Wiederholbarkeit von 0,01 ΔE* (10 Messungen auf weiß) und einer ausgezeichneten Geräteübereinstimmung von 0,1 dE94 (individuelle Toleranzen für jede Farbe zur besseren visuellen Übereinstimmung) können unbesorgt digitale Standards verwendet werden. Um tiefste Schwarztöne mit der geforderten Wiederholbarkeit von Y ≤ ± 0,0005 und Geräteübereinstimmung von Y ≤ ± 0,003 zu erfüllen, wurden die Grenzen der technologischen Machbarkeit nicht nur ausgelotet, sondern mit neuen Innovationen erweitert.

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1. Wiederholbare Farbmessung bei geringster Reflexion

Wie bereits erläutert, liegt die Reflexion bei sehr farbtiefen schwarzen Lacken bei < 0,5%. Die entsprechenden XYZ Normfarbwerte liegen ebenfalls bei < 0,5. Selbst marginales thermisches Rauschen, von elektronischen Bauteilen, kann dieses geringe Signal verfälschen und das Messergebnis entsprechend beeinflussen. Um das sog. "Signal-Rausch-Verhältnis" zu verbessern, werden die leistungsverstärkten Hochleistungs-LEDs mit mehr Energie über eine längeren Beleuchtungszeit eingesetzt. Die daraus resultierende höhere Lichtintensität führt zu einer Verstärkung des Signals und einem exzellenten Signal-Rausch-Verhältnis.

2. Schwarzkalibrierung mit "perfekter" Lichtfalle

In Ermangelung perfekt absorbierenden Oberflächen war es in der Vergangenheit gängige Praxis Schwarzglas als Standard für die Nullkalibrierung zu verwenden. Daraus entstand bei der Messung von hochglänzenden Proben jedoch Streulicht, dass unter 0° im Detektor mitgemessen wurde. Zur Kompensation wurde der Streulichtanteil bestimmt und bei den Folgemessungen abgezogen. Als Resultat ergab sich eine limitierende, untere Grenze für den Messbereich, die dem Streulichtanteil entsprach.

Die Optik der Pro Geräte-Familien wurde optimiert, dass bei der Kalibrierung kein messbares Streulicht mehr auftritt. Die Messung der Lichtfalle und des Schwarzglas Standard ergibt Null. Somit wird bei hochglänzenden, tiefschwarzen Proben nur noch die tatsächliche Reflexion der Lackschicht gemessen. Daraus ergeben sich niedrigere Y- und höhere MY-Werte, die sowohl mit der physikalischen Realität als auch dem visuellen Eindruck entsprechen. Diese Weiterentwicklung führt dazu, dass nur eine einmalige Schwarz-Kalibrierung mit Lichtfalle während der Produktion des Messgerätes erfolgen muss. Eine Kalibration auf einer Lichtfalle kundenseitig entfällt.

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3. Spezieller Kalibriermodus für Schwarz

Zusätzlich zu der für Farbe üblichen Kalibration auf einem Weißstandard erfolgt eine weitere Kalibration für die Messung von farbtiefem Schwarz auf einem dunkelgrauen Kalibrierstandard. Durch den grauen Kalibrierstandard wird die maximale Helligkeit für die Schwarzmessung definiert und der Messbereich für Schwarz entsprechend aufgespreizt. Dies erfolgt werksseitig in der Produktion sowie durch den Kunden anhand der beigelegten Standards für die Schwarzmessung.

Stabile und reproduzierbare Farbkontrolle von Schwarz

Die oben beschriebenen Optimierungen wurden in den Pro-Versionen des Labormessgerätes color2view als auch des portablen spectro2guide im „Jetness Modus“ umgesetzt. Durch Aktivierung der entsprechenden Indizes für die Schwarzmessung wechselt das Messgerät automatisch in den „Jetness-Modus“ mit erhöhter Messgenauigkeit für tiefes Schwarz. Doch nicht nur an das Messgerät, sondern auch an die Präparation der Prüfmittel sind höchste Anforderungen zu stellen, da bereits kleinste Verunreinigungen auf den zu vermessenden Prüfplatten zu starken Abweichungen der Messergebnisse führen können. Nur eine sehr sorgfältige, mehrmalige Reinigung mit destilliertem Wasser und fusselfreien Labortüchern - ggf. Isopropanol bei starken Verunreinigungen/Schlieren - ermöglicht eine korrekte Messung, die zur Überprüfung der Modifikationen geeignet ist. Das Reinigungsergebnis wird mittels einer LED-Taschenlampe unter starkem, gerichtetem Licht bewertet, da unter normalem/diffusem Licht leichte Schlieren nicht zu erkennen sind. Details zur Probenpräparation können dem Artikel „Schwarz der feine Unterschied“ aus der Farbe und Lack entnommen werden. [3] Die gereinigten Proben wurden unter Laborbedingungen mittels Online-Messung durch 50 unmittelbar aufeinanderfolgenden Einzelmessungen im „Jetness Modus“ geprüft.  Die Auswertung der Ergebnisse erfolgte in der Datenanalyse Software smart-chart.

Ziel eines jeden Spektralphotometers sollte es sein, so zu messen wie das menschliche Auge sieht. Vergleicht man die Messergebnisse für die farbtonunabhängige Schwarzzahl MY und absoluten Farbtonbeitrag dM aus Abbildung 2 mit der visuellen Abmusterung durch Orion in Tabelle 2, korrelieren die Ergebnisse des color2iew Pro sehr gut mit der visuellen Wahrnehmung. Die gemessene Schwarzzahl nimmt von Test 1 zu Test 6 stetig zu, beginnend mit einem MY von 230 bis zu einem maximalen MY von rund 375. Probe Test 5 und Test 6 weisen mit einem dM von 16,4 und 12,3 einen eindeutig bläulichen Unterton auf, während die Proben Test 1 bis Test 4 in einem bräunlichen bis neutralen Bereich liegen.

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Abbildung 3 zeigt den Normfarbwert Y der Proben Test 4 - 6 in je 50 Einzelwerten sowie den berechneten Mittelwert. Obwohl es sich bei den Prüfkörpern Test 4 - 6 um tiefschwarze Proben mit einem MY > 300 und einer Reflexion < 0,1 % handelt, zeigt das color2view für alle drei Proben eine unübertroffene Wiederholgenauigkeit (σ = 0,0001). Die sehr hohe Anforderung an die Wiederholbarkeit der Messung von Y ≤ ± 0,0005 seitens Orion konnte in dieser Messreihe für das color2view Pro zweifelsfrei bestätigt werden.

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Um die Geräteübereinstimmung zu ermitteln, wurden mit drei color2view Pro die von Orion zur Verfügung gestellten Prüfkörper Test 1 - 6 wiederum durch 50 unmittelbar aufeinander folgenden Einzelmessungen im "Jetness-Modus" geprüft. Die Proben wurden hierzu vor der ersten Messung gereinigt, blieben jedoch beim Wechsel zwischen den Messgeräten unverändert, um Schwankungen durch erneute Reinigung auszuschließen. Die exzellente Übereinstimmung aller drei Geräte hinsichtlich der farbtonunabhängigen Schwarzzahl MY und dem absoluten Farbtonbeitrag dM, die in Abbildung 4 dargestellt ist, lässt sich nur durch absolut stabile und vergleichbare Werte für den Y-Normfarbwert erzielen. Die Abweichung lag für alle drei getesteten color2view Pro unter dem geforderten Wert Y ≤ ± 0,003.

Fazit

Die Herausforderung, tiefschwarze Farben objektiv, wiederholbar und zuverlässig zu messen, wurde mit den Pro-Modellen von BYK Instruments gemeistert. Die technische Performance ist hervorragend, selbst bei tiefschwarzen Proben mit einer farbtonunabhängige Schwarzzahl MY von nahe 400. Die Pro-Modelle eröffnen völlig neue Perspektiven zur Kontrolle der Farbharmonie jeder Farbe, selbst bei tiefstem Schwarz, mit einer unübertroffenen Genauigkeit, die für eine zuverlässige Qualitätskontrolle erforderlich ist, sowie einer guten Korrelation zur visuellen Wahrnehmung. Dies ermöglicht die sichere Messung aller heute schon verfügbaren sehr farbtiefen Specialty Carbon Black Pigmente von Orion Engineered Carbons als auch zukünftigen wegweisenden Neuentwicklungen im High-Jetness Bereich.

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Referenzen

[1] Global Automotive 2021 Color Popularity Report, Axalta Coating Systems, 2021

[2] Lippok-Lohmer, Farbe und Lack 92 (11), 1024 (1986)

[3] Krauß, Farbe und Lack 125 (01), 64-70 (2019)

Autoren

Author: Sarah Finder, Orion Engineered Carbons

Sarah Finder
Orion Engineered Carbons

Author: David Momper, Orion Engineered Carbons

David Momper
Orion Engineered Carbons

Author: Anita Fehr, BYK-Gardner

Anita Fehr
BYK-Gardner

Oktober, 2022

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